Interview Dr. Martin Ammermüller

Wenn Sie an Kultur im Allgemeinen denken, was fällt Ihnen als erstes dazu ein?
Als erstes kommt mir Oper und Schauspiel in den Sinn, weil in meiner Jugend unter Kultur vor allem die sogenannte Hochkultur verstanden wurde. Dabei ist der Kulturbegriff so umfassend, dass wohl die Bestimmung, was nicht zur Kultur gehört, einfacher wäre.

Eltern, Partner, Berufsleben, Öffentlichkeit, welche kulturelle Prägung erfuhren Sie durch Vorbilder und warum?
Mein Vater verfasste neben seiner ärztlichen Tätigkeit fachliche Gutachten und Bücher. Meine Mutter unterstützte ihn dabei, außerdem war sie journalistisch tätig und betrieb als Hobby die Malerei. In meiner juristischen Tätigkeit befasste ich mich intensiv mit der deutschen Sprache und dem geschichtlichen Hintergrund aktueller Probleme. Mein besonderes Hobby ist von Jugend an das Lesen.

Sie füllen ein ambitioniertes Ehrenamt als Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. aus und schreiben die Geschichte des 1869 gegründeten Vereins mit vielen Publikationen und für Bad Godesberg bereichernden Projekte fort. Wann und wie reifte in Ihnen der Entschluss sich ehrenamtlich zu betätigen und welches persönliche Projekt würden Sie gerne für den Verein und für Bad Godesberg verwirklicht sehen.
Einen speziellen Entschluss, mich ehrenamtlich zu betätigen, habe ich nie gefasst. Denn in meiner Familie war es selbstverständlich, anderen Menschen zu helfen. Dies gilt auch in den Fällen, in denen es um ein Ehrenamt geht. So half ich oft in meiner Kirchengemeinde und war zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit gleichzeitig 10 Jahre lang Presbyter. Ein großes Projekt liegt momentan für den Verein nicht an. Aber wir sind schon froh, wenn wir das jährliche Pensum an Schriften und Spaziergängen in den Sommerferien schaffen. Hinzu kommen kleinere Verschönerungsmaßnahmen in Bad Godesberg.

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Vermissen Sie in der heutigen Zeit ein zu wenig an Kultur, wenn ja warum?
Öfter vermisse ich, dass im Umgang zwischen Menschen zu wenig Rücksicht geübt wird; manche ausländische Volksgruppen machen dies besser. Ansonsten vermisse ich eigentlich immer nur die erforderliche Zeit, mich mit mehr interessanten Dingen zu beschäftigen. Da ich jedoch selbst produktiv tätig sein will, ist mir bewusst, dass dies nur möglich ist, wenn ich nicht zu viel Zeit mit dem Konsumieren von Kultur aufwende.

Denken Sie, dass wir in Bonn, im Gegensatz zu anderen Städten, kulturell gut aufgestellt sind und welche Ihrer persönlichen Wünsche könnten diesbezüglich noch erfüllt werden?
Bonn hat ein ausgesprochen reiches und vielfältiges kulturelles Angebot und kann selbst mit erheblich größeren Städten konkurrieren. Dies liegt vor allem an der Bevölkerung selbst, die sehr aufgeschlossen und interessiert ist, sich aber auch für kulturelle Belange engagiert. Für die Vielfältigkeit ist wohl mit maßgebend, dass die Zusammensetzung der Bevölkerung sich ständig in größerem Maße ändert, wozu die Universität, die internationalen Unternehmen und die Vereinten Nationen beitragen. Dadurch wer-den immer wieder neue Impulse gesetzt.

Was wollten Sie immer schon gefragt werden, stellen Sie diese Frage und beantworten diese auch gleich.

Wem wollen Sie besonders danken?
Mein besonderer Dank gilt unseren Mitgliedern und Förderern. Denn bei dem großen kulturellen Angebot ist es nicht selbstverständlich, die Heimatpflege und Heimatgeschichte zu unterstützen, die auf den ersten Blick nicht gerade modern wirkt. Für unsere Werke benötigen wir regelmäßig Spenden und wir konnten bisher unsere Spender von der Sinnhaftigkeit unserer Werke überzeugen. Zu wenig werden auch die Menschen gewürdigt, die die Schönheit alter Häuser würdigen und zur Erhaltung viel Geld und Zeit aufbringen.

Interview A.Bi./Fotos VHH