ein improvisiertes Interview Sterzel und Terlöken

Ein improvisiertes Interview

Rebecca Telöken und Kim Sterzel stellen den Blog „Theatral“ vor, sprechen wir  über Theater und Bad Godesberg – ohne Skript und Plan.

Rebecca: Liebe Kim, ich kenne dich seit der ersten Gründungsstunde unseres Theaterblogs. Wie war das noch gleich – weißt du noch, wie du von „Theatral“ erfahren hast und was unser erster Einsatz war? Woran erinnerst du dich besonders gut?

Kim: Ich kann mich sogar noch ziemlich gut erinnern. Ich war auf dem Weg zu unserer „Dernière“, der letzten Vorstellung der Produktion des Jugendclubs und ziemlich traurig. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich den Aufruf auf Facebook gelesen hatte und am Tag später direkt meine Unterlagen hingeschickt. Der Anruf kam dann kurz nach dem Sommer und wir hatten unsere erste Redaktionssitzung im Foyer der damaligen Kammerspiele in Godesberg. Unseren ersten richtigen Einsatz hatten wir beim „Save the world“-Festival in der damaligen Halle Beuel. Wo ich direkt den Titel als Redaktionsküken erhielt – daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich weiß noch, dass mir anfangs etwas mulmig zumute war, zu den Aufführungen zu gehen und darüber zu berichten. Doch es hat direkt einen riesen Spaß gemacht, so mit dem Presseausweis durch die Gegend zu spazieren. Wir hatten irgendwo ganz oben in einem Gebäude einen kleinen Raum bekommen, wo wir dann die Texte geschrieben haben und sie damals auch noch abgedruckt haben. Ich war total stolz gewesen, als ich einen Tag später meine Zeilen abgedruckt in den Händen hielt. Nach diesem Wochenende war ich gleichermaßen kaputt und glücklich.

Rebecca: Oh ja, das war vielleicht ein Stress gewesen, weil das Festival nur wenige Tage lief und unsere Zeitung eigentlich schon am ersten Abend fertig sein sollte. Das war ganz schön viel Arbeit, hatte aber wirklich Spaß gemacht. Damals waren noch hauptsächlich Schüler im Team und ich war echt begeistert mit wie viel Elan alle mitgearbeitet haben. Aber wir haben auch schnell festgestellt, dass Hobby-Schreiber eben doch etwas mehr Zeit brauchen. Wir sind nicht die Nachtkritik, daher haben wir uns bald darauf verständigt, statt einer gedruckten Zeitung einen Blog zu betreiben. Da waren wir zeitlich und technisch ungebundener und das klappt ja bis heute gut. Immerhin gibt es uns jetzt seit 5 Jahren!

Kim: Aber die Leidenschaft muss ja auch irgendwo ihren Anfang nehmen. Wie war das denn bei dir? Was war dein erster Theaterbesuch gewesen? Wann hast du dich zum ersten Mal intensiver mit Theater beschäftigt?

Rebecca: Also ab und an war ich schon als Kind im Theater; Hänneschen in Köln war Pflicht! Richtig intensiv mit Theater auseinandergesetzt, habe ich mich erst relativ spät – kurz bevor ich mein Studium abgeschlossen habe. Meine Mutter ist sehr gerne ins Theater gegangen, aber nicht regelmäßig. Daher waren wir gefühlt alle zwei, drei Jahre mal in einem Stück. Die waren gut, aber ich war nicht so begeistert, dass ich auf die Idee gekommen wäre, selbst nach Stücken zu suchen oder gar alleine ins Theater zu gehen. Nun es war dann zufällig so ein „Theaterjahr“ und meine Mutter hatte Karten für Volker Löschs „Waffenschweine“ besorgt. Das Theater war fast leer. Keine Ahnung wieso. Jedenfalls war es wirklich leer gewesen, was mich etwas verunsicherte, weil ich befürchtete jetzt etwas total Seltsames dargeboten zu bekommen. Es begann und ich war sofort voll drin. Kennst du dieses wohlige Kribbeln, wenn du ganz aufgeregt bist vor Begeisterung? So war das bei mir damals. Das lag sicher auch daran, dass trotz unserer bescheidenen Publikumszahl die Darsteller alles gegeben haben. Das war schon ein körperlich und textlich anspruchsvolles Stück: Sprechchöre mit wechselnder Besetzung, tanzen, brüllen, Bierschlachten. Es war ein herrliches Chaos. Mir hatte es total gut gefallen, weil es trotz einiger echt hart anzusehender Szenen nicht vergessen hatte, unterschiedliche Perspektiven und Stimmen einzubauen. Ab da war ich angefixt. Danach war ich wirklich viel und oft in den Stücken. Es war eigentlich egal was gespielt wurde – ich wollte alles sehen, habe ich auch lange. Manche sogar mehrmals. Eine andere Art der Auseinandersetzung kam dann mit dem Theaterseminar in der Uni, das ich begleiten durfte. Dort konnte man sich viel mehr mit der Entstehung eines Stückes und den Gedanken hinter Szenen, Streichungen etc. machen. Das war sehr spannend, vor allem weil es im Dialog mit dem Schauspiel geschah und nicht im akademischen Elfenbeinturm. Die inhaltliche Vorbereitung hat bei den Gesprächen viel geholfen.

Kim: Und hattest du dann schon einmal daran gedacht selbst einen Schritt auf die Bühne zu tun?

Rebecca: Oh nein, bloß nicht! *lacht* Ich war ein sehr schüchternes Kind und litt furchtbar unter Nervosität – bis heute. Mittlerweile kann ich das gut überspielen, aber es gibt genug Gründe, warum das Bühnenleben nichts für mich wäre. Ich bin lieber der stille Organisator und Hinweisgeber im Hintergrund. Nur ganz selten überkommt mich mal der Wunsch, etwas vorspielen zu dürfen und so schnell wie der Gedanke kommt, ist er auch schon wieder verschwunden, was nicht gerade für seine Intensität spricht. *Zwinker* Und wie und wann war dein erster Theaterbesuch?

Kim: Als ich das erste Mal im Theater war, war ich gleichermaßen noch klein und süß – und ein wahnsinniger Angsthase. Deswegen hat dieser erste Kontakt auch echt nicht lange gedauert. Es handelte sich damals um die Generalprobe von „Peterson und Findus“ im alten Malersaal. So weit so gut. Das Problem an der Geschichte war leider nur, dass direkt zu Beginn auf der noch halb dunklen Bühne ein paar bunte Handpuppen empor kamen, die dann auch noch sprechen konnten. In meinen Gedanke sahen die Dinger irgendwie aus wie sprechende Psycho-Raupen. Als Kind war mir das überhaupt nicht geheuer. Ich wurde unruhig, fing an zu weinen und mein erster Theaterbesuch war vorbei. Bei Runde zwei war das dann etwas erfolgreicher, auch wenn es sich hierbei um ein Musical handelte: „Der Ring“ von Frank Nimsgern. Ich muss so um die 7 Jahre alt gewesen sein und fand es großartig, noch nie hatte mich etwas so sehr fasziniert oder in seinen Bann gezogen. Auch die Musik lief danach jahrelang in Dauerschleife bei mir im Zimmer. Die Lieder kann ich bis heute noch auswendig.

Kommen wir vielleicht noch auf Godesberg als Stadtviertel zu sprechen.Du lebst doch schon länger hier, oder? Was war denn dein interessantestes Gespräch in Godesberg?

Rebecca: Mein interessantestes Gespräch in Godesberg? Tja, muss ich erst überlegen. Wenn man an der Bushaltestelle wartet und wartet und wartet und der Bus wie immer auf sich warten lässt, kommt man immer mal wieder ins Gespräch mit ganz unterschiedlichen Leuten. Bettlern, Alten, aber auch jüngere Menschen sprechen einen manchmal an, weil er/sie die Schwester/den Bruder etc. kennt oder man verwechselt wird. Diese Gespräche sind im Prinzip alle interessant, weil sie unerwartet kommen und in ganz andere Richtungen verlaufen, als die Gespräche, auf die man sich z. B. auf Partys oder Fragerunden einstellt. Die sind natürlich auch immer wieder überraschend, aber dann eben doch anders. Ich mag diese Minutengespräche, denn mehr sind es nicht: Wenige Minuten bevor einer von uns beiden in seinen Bus einsteigt und danach das Gesicht vielleicht schon wieder vergessen, die Worte aber noch im Gedächtnis bleiben. Wir sind ja nun in das Kuratorium aufgenommen wurden. Worüber sich die ganze Redaktion gefreut hat! Für uns ist es allerdings auch eine ganz neue Erfahrung, neue Aufgabe. Was stellst du dir vor, was du als beratendes Mitglied so gefragt werden könntest, was willst du lieber nicht gefragt werden?

Kim: Ich scheue mich prinzipiell eigentlich vor keiner Frage und versuche immer zuerst eine Antwort zu finden. Trotzdem gibt es Themen mit denen ich mich (so denke ich zumindest) gut oder weniger gut auskenne. Im Zweifelsfall ist dann halt Improvisation angesagt! Als hätte man seinen Text vergessen. Aber es ist eine schöne Sache, gerade für uns bei Theatral ein bisschen mit-überlegen zu dürfen.

Rebecca. Das finde ich auch! Man wächst ja mit seinen Aufgaben und ich bin schon gespannt, vor welche Frage oder Probleme wir gestellt werden. So, liebe Kim! Auch, wenn man das hier im Schrifttext vielleicht nicht sieht, aber wir haben jetzt schon viele E-Mails ausgetauscht, daher hier meine Abschlussfrage: Welche kulturellen Einrichtungen liebst du denn sonst noch und was meinst du, fehlt in Godesberg noch, was es vielleicht noch attraktiver machen könnte? Was wird vielleicht zu wenig oder gar falsch genutzt? Kim: Neben dem Theater bin ich auch dem Kino oder einem Museumsbesuch nicht abgeneigt. Davon gibt es in Bonn zum Glück jede Menge und auch das Kinopolis in Godesberg kann sich sehen lassen. Was mir in Bad Godesberg in der Tat noch etwas fehlt, wäre wirklich eine Art Treffpunkt für Kultur, oder generell ein Ort zum gemütlichen Zusammensein. Etwas wie ein abgeschlossener Raum, ein Kulturzentrum in der Innenstadt.   Rebecca: Oh ja! Ein kultureller Treffpunkt für jüngere Leute – also Zwischen Oberstufe und Uni/Ausbildung. Mit wechselnden Ausstellungen, Gelegenheiten einen Café oder einen Wein zu trinken und sich inspirieren und informieren zu lassen. Ein Ort, an den man gerne hinfährt, selbst wenn man dafür einmal in die U-Bahn, den Zug oder aufs Fahrrad steigen muss. Kleinere Veranstaltungsreihen mit junger Musik und Kunst wären bestimmt schön – oder etwas zum Mitmachen. Die Streetart-Ausstellung, die vor ein paar Jahren im Kunstmuseum war, fand ich super, da sie genau diese Art Publikum angesprochen hat. Aber vielleicht können wir das ja nun alles auf den Weg bringen. Liebe Kim, ich danke dir für dieses Interview!

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Der Blick hinter den Vorhang