Interview Barbara Ter-Nedden

Barbara Ter-Nedden – die Buchflüsterin-

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Bild Privat

Der literarische Salon in Bad Godesberg
wir sind eine kleine Independent-Buchhandlung mit einem eigenwilligen Sortiment und großen Herz für Kultur”,
so beschreibt Barbara Ter-Nedden Ihre Parkbuchhandlung in Bad Godesberg auf Ihrer Webseite.

Nicht zu hochgegriffen, wie wir finden .Man kommt an der  Parkbuchhandlung nicht vorbei und stößt dabei ohne Umwege auch  auf  ein spannendes Angebot  ihrer Lesekultur Veranstaltungen.

Ob im Schauspielhaus, in der Redoute, oder in ihrem Literarischen Salon: Barbara Ter-Nedden mischt die Literarische- KulturSzene kräftig auf.

Ihre Newsletter sind fast legendär. Über die üblichen Buchbesprungen hinaus finden auch ihre persönlichen Worte, mit glühenden  Appellen zum Abverkauf von Büchern im digitalen Zeitalter, ihren Platz.

Als damalige Nachbarn der Parkbuchhandlung noch  in der Koblenzer Straße, konnte ich ihr erfolgreiches Krisenmanagement während der Pandemie jeden Morgen live miterleben. Ich glaube, sie waren sogar einer der ersten Einzelhändler in Bad Godesberg, die den erlaubten Ausserhausverkauf praktizierten.

Es bildeten sich Schlangen (natürlich mit Abstand und Maske) von „Buchwilligen“ an ihrem Lieferantenausgang im Hubertinumshof  und warteten geduldig auf die Übergabe ihrer vorbestellten Lektüre.  Es galt für uns alle damals die triste und kulturarme Zeit irgendwie zu überbrücken.  Die Parkbuchhandlung war für manchen die Rettung.

Auch der letzte Leseignorant wurde zum Bücherwurm! / A.Biller

 

D.M.
Mit einem die ganze Fensterfront einnehmenden Willkommen im „Zuhause der Parkbuchhandlung“ wird man schon vor Eintritt begrüßt. Und das Versprechen, „hier finden Sie wie immer die schönsten Bücher“ bewahrheitet sich auch sofort. Wohin man schaut, eine ansprechende Präsentation von Büchern. Das „wie immer“ umspannt was alles genau?
B.T.
“wie immer” bedeutet, dass wir uns immer große Mühe mit der Auswahl der Bücher geben, die wir einkaufen. (Siehe Webseite zum Thema kuratiertes Sortiment)

D.M.
Sie verzichten auf Stapel der Bestseller,die lt. Abfrage der Verkaufszahlen von Buchreport festgestellt werden. Sichtbar und griffbereit liegen aber Neuerscheinungen aus. Und auch die Lange Liste verweist auf vorzügliche neue Werke. Wie schaffen Sie es, sich auch noch selbst ein eigenes Urteil zu bilden, auf das Ihre Kundschaft gerne setzt?
B.T.
Hier kann ich nur sagen: lesen, lesen, lesen auch Rezensionen der FAZ oder der Süddeutschen.

D.M.
Ihr Sortiment kann nicht alle Genres abdecken. Welche Literatur mögen Sie nicht aufnehmen?
B.T.
Wir führen nicht wirklich Fantasy-Literatur, da müßte man ein eigenes Regal etablieren. Aber bei Bedarf können so gut wie alle Titel über Nacht bestellt werden. Auch führen wir keine Schulbücher, da gilt dasselbe.

D.M.
Graphic Novel bevorzugen vor allem junge Leute. Haben da Ihre Söhne die Auswahl beeinflusst?
B.T.
Graphic Novel bevorzugen nicht nur junge Leute, sondern ein besonderer Kundenkreis. Ich selbst finde diese Literaturform, die es schon seit Jahrzehnten z.B. in Frankreich und Belgien gibt, sehr reizvoll

D.M.
Die großen Wandfotos unter der Deck portraitieren berühmte Autoren und Autorinnen. Gehören alle zu Ihren Lieblingen?
B.T.
Die Fotos zeigen Autoren und Autorinnen, die bereits bei uns zu einer Veranstaltung waren.

D.M.
Mit welchen Gefühlen schließen Sie morgens Ihr Geschäft auf? Ist es für Sie das Glück, mit Büchern zu arbeiten?
B.T.
Mit Büchern zu arbeiten ist ein großes Glück, ich fühle mich privilegiert und möchte bei aller Arbeit und wenig Verdienst nichts anderes machen

D.M.
Können Sie sich ein Refugium vorstellen, in dem Sie nicht von Büchern umstellt sind?
B.T.
Ja, die Natur, Berge, Meer und Seen.

D.M.
Von welchem Buch aus Ihrer Kindheit oder Jugend, sind Sie noch immer sehr eingenommen?
B.T.
Sehr begeistert war ich als Jugendliche von dem historischen Roman Désirée von Annemarie Selinko. Auch heute noch lese ich gerne Jugendromane und empfehle sie den Eltern oder Jugendlichen

D.M.
Würden Sie sich mal die Frage nach einem bestimmten Buch wünschen, welches Ihnen so viel bedeutet?
B.T.
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, aber spontan würde ich sagen, dass alle Fragen erlaubt sind, die Bücher betreffen.

D.M.
In diesem August haben Sie eine Klassiker-Lese-Reihe geschaffen, in der Ihre Buchhändlerin Passagen aus Klassikern der Weltliteratur vorliest. Dürfen wir hoffen, dass diese Reihe fortgesetzt wird?
B.T.
Ja, ich denke schon.

D.M.
Noch eine letzte Frage: Wie hat das Klavier es in Ihre Parkbuchhandlung geschafft?

B.T.
Der Boesner Flügel stand unbenutzt bei meiner Freundin in Bayreuth. Ich habe ihn ihr abgekauft. Es war schon immer mein Wunsch, einen Flügel in der Buchhandlung zu haben, voilà das war die Gelegenheit.

Interview Dorle Miesala-Edel, Fotos u.a. A. Biller

A.B.
Unserem kleinen Sohn haben wir früher vor dem Einschlafen immer vorgelesen. Mal die Mama, mal der Papa. Leider ist er in seinem erwachsenen Leben kein passionierter „Leser“ geworden.

Haben Sie Ihrem Kindern damals vorgelesen, oder wie haben Sie seine Leseleidenschaft und auch seine musische Begabung gefördert. Wie wurde das im Hause Ter-Nedden zusammen mit Ihrem Mann gehandhabt?

B.T.
zu Ihrer Zusatzfrage: Ich hatte eine ausgezeichnete Buchhändlerin, die mich beraten hat. Außerdem haben ich und mein Mann immer gelesen und Buchgeschenke waren ganz normal. Wir haben uns insgesamt viel über Bücher unterhalten. Literatur war ein Teil unseres Alltags.

www.parkbuchhandlung.de