Interview mit Cornelia Lang ein Leben mit der Musik
A. Bi.
35 Jahre Musikschule Bad Godesberg, geben Sie uns einen kurzen Einblick-Rückblick über die vielleicht spannende, anstrengende Zeit als Klavierlehrerin an diesem Ort. Gab es Schüler, innen, denen Sie Ihre Freude als Pianistin erfolgreich weitervermitteln konnten und mit welchem Ergebnis.
C.L. Ja, ich habe mein halbes Leben dem Klavierunterricht an der Musikschule Bonn bzw. Bad Godesberg gewidmet. Da ich Kinder sehr liebe( ich habe drei eigene Kinder), hat mir der Unterricht meistens Spaß gemacht. Man baut im Laufe der Jahre eine enge Beziehung zu den Kindern auf. Dies beruht zum einen auf dem wöchentlichen Einzelunterricht und zum anderen auf dem emotionalen Fachgenre, dem gemeinsamen Musizieren. Einige der besonders begabten Schüler/innen haben pianistische oder musikpädagogische Berufe gewählt. Noch heute habe ich intensive Kontakte zu einigen ehemaligen Schülerinnen.
A. Bi.
Wurde Ihre Liebe zur Musik, die Sie mit einem Musikstudium krönten von Ihren Eltern gefördert, oder wie und ab wann kann man sich die kindliche Hinwendung der kleinen Cornelia zum Klavier vorstellen.
C.L.
Als ich 7 Jahre alt war, kaufte mein Großvater ein Klavier und entschied: „Die Mädchen müssen Klavier lernen.“ Meine Eltern beugten sich diesem „Befehl“ – eigentlich war mein Großvater ein herzensguter Mensch, wenn auch autoritär – und vermittelten meiner Schwester und mir hervorragenden Klavierunterricht. Seither war ich als Kind nicht mehr vom Klavier wegzudenken. Es folgten Schulorchester und später Studium.
A.Bi.
Über welches Thema schrieben Sie in Ihrer Promotion und warum.
C.L.
Neben meinem Klavierstudium in Köln studierte ich auch Musikwissenschaften in Bonn sowie Islamwissenschaften mit Schwerpunkt Türkisch. In jener Zeit war ich mit einem türkischen Journalisten verheiratet, so dass sich meine privaten und wissenschaftlichen Interessen bestens verknüpfen ließen. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass ich mir ein fächerübergreifendes Promotionsthema ausgesucht habe: „Deutsche Musiker in der Türkei im 20. Jahrhundert“. Vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) erhielt ich über mehrere Monate ein Stipendium zur Feldforschung in der Türkei (Istanbul, Ankara, Izmir). Das war eine großartige Zeit – ich lernte perfekt türkisch und hatte wunderbare Begegnungen mit türkischen Musikern.
A.Bi.
Gibt es in der zeitgenössischen Musikszene auch erfolgreiche Komponistinnen, wer fällt Ihnen ein und warum scheinen Komponistinnen auch in den vergangenen Jahrhunderten Mangelware gewesen zu sein, von der hauptamtlichen Kindererziehung einmal ausgenommen- ?
C.L.
Namhafte zeitgenössische Komponistinnen fallen mir momentan nicht ein – allerdings muss ich zugeben, dass ich mich mit diesem Thema zu wenig befasst habe – zumal mein Ehemann Komponist ist, und ich mich eher mit seinen Kompositionen befasst habe. Bzgl. Komponistinnen im allgemeinen hat sich die Gender-Bewegung hinreichend mit diesem Thema befasst – wir leben halt immer noch in einer patriarchalischen Zeit, und die Wertschätzung weiblicher Kunst lässt immer noch zu wünschen übrig….
C.Lang u. S. Kessel im Gespräch Bonner Theaterpreisverleihung 2019
Premierenfeier im Schauspielhaus
A.Bi. Die Liebe zur Musik gaben Sie auch an Ihre Kinder weiter, traten diese in Ihre Fußstapfen und wenn ja in welcher Form.
C.L.
Natürlich haben alle meine Kinder Klavier gespielt – das war immer ein zentraler Punkt in unserer Familie. Meine Tochter hatte sich lieber der Geige zugewandt, mein ältester Sohn dem Schlagzeug und mein jüngster Sohn trat in meine Schuhe Jetzt macht er gerade sein Musterstudium an der Musikhochschule in Köln.
A.Bi.
Die musische Förderung der Kinder im Bildungsbürgertum, reichlich in Bad Godesberg vorhanden, ist sicher die Regel, welche Schüler lernten Sie aber in den vergangenen Jahrzenten kennen, die einen starken Antrieb zur musikalischen Ausbildung aus sich heraus verspürten. gab oder gibt es eine Begabten Förderung an der Musikschule in Bad Godesberg.
C.L
Natürlich gibt es, wie in jeder Disziplin, auch im musikalischen Bereich besonders begabte Kinder. In der Musikschule werden solche Talente besonders gefördert. Sie erhalten nach besonderer Prüfung eines Fachkomitees vermehrten Unterricht und können beim alljährlichen Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilnehmen. Wie ich schon in Punkt 1) erwähnt habe, sind mir solche Talente natürlich in den letzten 3 Jahrzehnten begegnet, welche dann entsprechend gefördert wurden. Allerdings muss ich hinzufügen, dass der Musikerberuf nicht sonderlich attraktiv ist, was die voraussichtliche Höhe desmonatlichen Verdienstes anbelangt, sei es Musiklehrer oder Orchestermusiker. Nur sehr wenige Musikstudenten schaffenden Sprung in den „musikalischen Himmel“. Die Erfahrung hat gelehrt, dass sich die meisten jungen Talente letztendlich für ein Medizin-, Jurastudium o.ä. entscheiden. Leider ist die Wertschätzung des Musikers in unserer Welt, die das Geld priorisiert, nicht besonders hoch. Wer also heute Musik studiert, muss sich im klaren sein, dass er später im Berufsleben nicht viel Geld verdienen wird.Ich persönlich habe mich für einen Musikerberuf entschieden – und ich habe es nie bereut! An dieser Stelle möchte ich mit einem Bonmot schließen: Trotz aller Bescheidenheit habe ich mich manches Mal bei meiner Tochter wegen meines geringen Salairs im Gegensatz zu anderen akademischen Berufen beklagt. Die Antwort lautete immer augenzwinkernd: „Ach, Mamachen, du hättest ja `was Anständiges studieren können!“ Meine Tochter ist Juristin……
Vielen Dank für das Interview! A. Biller/Fotos A. Bi.
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