kurz nachgefragt Klaus Weise

Klaus Weise

kurz nachgefragt von Elisabeth Einecke-Klövekorn

EEK Du hast in Deiner Zeit als Generalintendant des Theaters Bonn das Theaterstück “Zwei Welten” angeregt, das sich kritisch mit der Situation in Bad Godesberg befasste und bundesweit Aufsehen erregte.  Du wohnst weiterhin in Bad Godesberg. Hat sich hier etwas verändert?

K.W. Ich habe den Eindruck, dass sich leider wenig getan hat, dass es weiterhin zwei Parallelgesellschaften gibt, deren Austausch nach meiner Beobachtung durchaus zu verbessern wäre. Da bräuchte es in Bad Godesberg keine weitere Shisha-Bar und keinen neuen McDonald`s, sondern einen offenen Ort, in dem Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Godesberger Kultur-Räume sich darstellen und in den Dialog finden. Dies wiederum bedarf eines samtgesellschaftlichen Willens und einer gemeinsamen Anstrengung von engagierten Individuen, Gruppen, Verbänden etc. Nicht leicht herzustellen, aber, wie schon Werner Herzog gesagt hat: „Auch Zwerge habe klein angefangen.“ Und die Fahd-Akademie sucht meines Wissens nach neuer Nutzung.  

EEK: Du hast 2017 einen großen Artikel in der “Zeit” veröffentlicht zur mangelnden Präsenz der Kultur in den Nachrichtensendungen von ARD und ZDF.  Hat das etwas bewirkt?

KW: Nein, leider nicht. Ich bedauere das sehr. Diesen Ball hätten z.B. der Deutsche Bühnenverein und die vielen Kultur-vertretenden Organisationen aufnehmen und weiterspielen können. Haben sie nicht. Zumindest habe ich nichts davon gehört. Auch ARD und ZDF vergeben sich da eine Riesenchance! Denn das Publikum, das Nachrichtensendungen sieht und hört, interessiert sich für Kultur nicht weniger als für den Sport, der ja ohnehin nur eine andere Form der Kultur ist.

EEK: Du hast mehrere Filme nach eigenen Drehbüchern gedreht.  Würdest Du da gern noch mal anknüpfen?

KW: Sehr gerne. Aber mir fehlen da die Kontakte. Und als alter weißer Mann über 50 bin ich – ich habe es mit mehreren Anträgen zur Förderung unterschiedlicher Drehbücher versucht – im Gremien-Feudalismus nicht positiv optional besetzbar. Aber vielleicht wird ja mein Roman, der im Frühjahr bei einem Verlag erscheinen soll, ein Bestseller, für den sich dann die Filmbranche interessiert.

EEK: Du arbeitest gern spartenübergreifend an künstlerischen Projekten. Hast Du schon Ideen, wie man in Bad Godesberg neue Impulse setzen könnte?

KW: Ja. Mit einem größeren Projekt wie in der Antwort auf die erste Frage skizziert, und mit kleineren Projekten, die vertraute, übersehene oder vergessene Orte in Bad Godesberg mit kulturellen Interventionen neu aufleuchten lassen.