Interview Norbert Hauser

Norbert Hauser -Ideen für Bad Godesberg-

Lieber Herr Hauser, immer im Einsatz, immer im Betrieb für Bad Godesberg. Als wir uns für das Foto vor ein paar Tagen im Epi trafen, kamen Sie direkt von einer Aktion auf dem Theaterplatz, die die Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Bad Godesberger City aufrief. Parallel sammeln Sie zurzeit Unterschriften für das Aufstellen der großen Plastik von Jaume Plensa  auf dem Bahnhofsvorplatz in Bad Godesberg, das von der Stiftung Kunst und Kultur initiiert wird. Eigentlich bedarf es natürlich nicht noch dieses Interviews  mit Ihnen, um mehr über Sie zu erfahren. Alles Wissenswerte über Sie kann man auch in Google nachlesen. Vielleicht gibt es aber noch ein paar Geheimnisse, die Sie mit uns teilen möchten?

A.Bi.
Wo, wenn nicht in Bad Godesberg würden Sie gerne noch leben und warum?
N.H.
In Bad Godesberg bin ich groß geworden. Hier leben die meisten meiner Freunde. Hier leben meine Geschwister. An Bad Godesberg knüpfen sich zahllose Erinnerungen. Es gibt aber einen weiteren Ort – welcher Luxus -, an dem ich gerne lebe: Murcia in Spanien. Meine Frau ist Spanierin und in Murcia wohnt und arbeitet der größte Teil unserer spanischen Familie, Geschwister, Neffen, Nichten und Patenkinder.

A.Bi.
Welche Interessen oder Hobbys pflegen Sie noch, oder bedauern Sie es, aus Zeitmangel bisher nicht verfolgt zu haben?
N.H.
Meinem Tenor- und meinem Altsaxophon versuche ich wohlklingende, fetzige und „soulige“ Töne zu entlocken. Manchmal gelingt es.

A.Bi.
Seit ich in den 90er Jahren nach Bad Godesberg zog, war der Name Norbert Hauser irgendwie immer präsent. Wie kam Ihr Engagement für Bad Godesberg zustande, zumal wie Sie mir berichteten, nicht in Bad Godesberg geboren wurden?
N.H.
Es begann 1970. Damals gab es einen Plan, die B 9 auf Bundesbahnniveau mitten durch Bad Godesberg zu führen. Ein 120 Meter breites Band von Straßen, Eisen- und Stadtbahn hätten Bad Godesberg in zwei Teile geteilt. Ein grausiger Gedanke. Mit der Jungen Union Bad Godesberg sind wir gegen das Projekt Sturm gelaufen und haben es zu Fall gebracht. Dann begann der Kampf um die Alternative.

A.Bi.
Gibt es ein ehrenamtliches Projekt für Bad Godesberg, was Ihnen besonders am Herzen lag und welches durch Ihre Mithilfe verwirklicht wurde?
N.H.
Ja, die gerade angesprochene Alternative war der Bad Godesberger Straßentunnel. Manchmal war es ein einsamer Kampf, der zeitweise nicht einmal von der eigenen Ratsfraktion unterstützt wurde. 1999 wurde der Straßentunnel eröffnet. Es hatte also 29 Jahre gedauert.

A.Bi.
Kommunalpolitik ist eine zähe Angelegenheit wie man verfolgen kann, Interessen sind nicht immer gleichgeschaltet und oftmals bleiben die Bürger außen vor. Welches Herzens- Projekt konnten Sie in den vergangen Jahren nicht realisieren und warum?
N.H.
1986/87 haben wir eine Ideensammlung zur Umgestaltung der Bad Godesberger Innenstadt vom Theaterplatz bis zur Fronhofer Galeria initiiert. Neun Architektenbüros haben teilgenommen. Heute nennt man so etwas Masterplan. Die Errichtung von Kolonnaden rund um Theaterplatz war der Vorschlag, der nicht nur mir am besten gefiel. Die Kolonnaden hätten dem Theaterplatz eine bis heute unerreichte städtebauliche Qualität verliehen. Gleichzeitig wären die Kolonnaden durch Begrünung und den Einbau großflächiger Markisen den heutigen Anforderungen an den Klimaschutz gerecht geworden.

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A.BI.
Was würden Sie sich für Bad Godesberg in der Zukunft wünschen- wie sollte der schönste Bezirk von Bonn in 20 Jahren aussehen bzw. wie sollte sich Bad Godesberg darstellen? Die europäische Kultur in unserer Bad Godesberger City weicht seit ein paar Jahren erschreckender Weise immer weiter der orientalischen Kultur. Multi Kulti, was Bad Godesberg erfreulicherweise immer zu bieten hatte, weicht seit langem einem Zustand, indem  sich viele Bad Godesberger Bürger im Stadtbild nicht mehr wiederfinden können?
N.H.
Bad Godesberg braucht einen Markenkern, mit dem es für sich werben kann. Bad Godesberg liegt am Rhein. Unser Stadtbezirk verfügt über kaum zu überbietende Park- und Grünflächen. Rheinaue, Panoramaplatz, Drachensteinpark, alleeartige Straßen führen zum Kurpark und Redoutenpark. Vom Kurpark öffnet sich der Blick zum baumbestandenen Burgberg. Bad Godesberg ist wie kaum eine andere Stadt eine Stadt im Grünen. Stadthalle, wenn sie denn nicht geschlossen ist, und Godesburg sind beste Konferenz-, Kongress- und Veranstaltungsorte. Die Rathauszeile ist ungenutzt, hält aber Potential bereit. Schauspiel, Kleines Theater, Musikschule, Haus an der Redoute bieten allein in der Innenstadt beeindruckende Möglichkeiten. Jens Groß lieferte mit seinem Stück „Hotel Godesberg“ ein blendendes Beispiel für das vorhandene Potential, das es auszuschöpfen gilt. Die auf dem Kultursektor vielfach bestehenden privaten Initiativen sollten seitens der Stadtverwaltung deutlich mehr Wertschätzung erfahren. Last but not least könnte das Kurfürstenbad, wenn es denn neugebaut ist Bad Godesberg auch auf dem Gesundheitssektor zusätzlich Bedeutung verleihen. Also, enorme Möglichkeiten, zu denen sich nicht nur die Politik sondern auch die Verwaltung in der Bonner Zentrale bekennen muss. Überfremdung? Die „Koblenzerstraße Nord“ weist tatsächlich eine Konzentration an arabisch- und türkisch geprägten Geschäften auf. Entgegenwirken kann man einer weiteren Ausbreitung nur, indem Hauseigentümer ein anderes Vermietungs- und Verkaufsverhalten an den Tag legen. Auch müssen wir selber bereit sein, uns in diesem Innenstadtbereich zu engagieren. Eine erste Möglichkeit besteht im Zusammenhang mit der Innenstadtneugestaltung in der Ansiedlung des städtischen Beratungsbüros für das Zentrenmanagement genau in diesem Bereich. Letztlich, Abgrenzung hilft in keinem Fall weiter.

A.Bi.
Verbindet Sie eine persönliche Geschichte mit Ria Maternus bzw. dem Restaurant Maternus oder einer anderen Person oder Ort, die wir aus Bad Godesberg kennen oder kannten?
N.H.
Ria Maternus war eine Institution. Regierungs- und Staatschefs, Minister und Abgeordnete gaben sich im Maternus die Klinke in die Hand. Sie war eine nie versiegende Quelle von fesselnden Hintergrundgeschichten. Ich hatte mehrfach die Freude, auch privat mit ihr zusammenzutreffen.

A.Bi.
An welchem Ort in Bad Godesberg halten Sie sich besonders gerne auf-also wo ist  Ihr Lieblingsort?
N.H.
Der Blick von Muffendorf zum Siebengebirge lässt einem ebenso das Herz aufgehen, wie der Blick von der Godesburg, wenn einem denn die Bäume nicht die Sicht nehmen. Aber einen Lieblingsort habe ich nicht. Dazu gibt es zu viele schöne Flecken in unserem Bad Godesberg.

A.Bi.
Wie konnten Sie Ihre Frau bisher überzeugen, Sie zeitweilig für Ihre Ambitionen, Ehrenämter und Aufgaben teilen zu müssen. Welche Unterstützung fanden Sie in Ihrer Familie hierfür?
N.H.
Sie müssten sie am besten selber fragen. Eines steht fest, ohne ihre Unterstützung hätte ich meine vielfachen Aufgaben nicht wahrnehmen können. Obwohl sie selbst als Geschäftsfrau gefordert war, hat sie mir immer den Rücken freigehalten.

Danke, lieber Herr Hauser, für Ihre lebendigen Antworten.

Interview Angela Biller im April 2023,