Reinhard Lenz -Theaterfreund und Organisationstalent-
A. Biller
Lieber Herr Lenz, Sie haben großen Anteil daran, dass neben dem Einsatz des Vorsitzenden der Freunde des Schauspiels (FdS), Dr. Konrad Lang, zur Freude unserer Schauspieler und Schauspielerinnen der Kantinenbetrieb nach mehrjähriger Pause wieder aufgenommen worden ist. Das Plakat an der Wand drückt ein vielstimmiges Dankeschön des Ensembles aus. Auch Schauspieldirektor Jens Groß würdigt das ehrenamtliche Tun der gesamten „Kantinenmannschaft“ der FdS oft und gerne.
D.Miesala
Theaterbesuchern ist üblicherweise nicht vertraut, was die Kantine ihres Theaters anbetrifft. Wie kam es dazu, dass Sie sich für diesen Einsatzort interessierten und den Kantinenbetrieb maßgeblich mit aufzubauen, nachdem die vorherige Pächterin der Kantine aufgab.
Reinhard Lenz
Es war zu Anfang meiner/unserer Mitgliedschaft im Verein, dass Konrad Lang eine erste Abfrage zur Mitarbeit im Kantinen-Projekt startete. Das erste Treffen weckte dann mein Interesse. Es dauerte dann noch einige Wochen, bis wir wirklich starteten. Mitte Mai 2018 war es dann eine Phase von 6 Wochen, in denen wir einen „Probebetrieb“, damals noch gesteuert durch Konrad Lang, durchführten. Im Verlauf der anschließenden Theaterferien bekam ich mit, dass Konrad Lang gerne die Betreuung dieses Themas in andere Hände legen würde – dies unter dem Blickwinkel, dass er ja den Vereinsvorsitz weiterhin ausübte. Zu Beginn der Spielzeit 2018/19 übernahm ich dann die Federführung. Es bedeutete letztlich, monatlich einen Einsatzplan zu erstellen und den Einkauf zu organisieren bzw. durchzuführen.
Im Bilde -eine Wertschätzung des Ensembles für die Kantinencrew-
A.Biller
Nur die Liebe zum Theater kann meines Erachtens diesen zeitaufwendigen Einsatz für eine Sache erklären. Die Nähe zum Theater, wann entstand diese für Sie und Ihre Frau?
Reinhard Lenz
Es ist letztlich schon die Liebe zum Theater und hier insbesondere die zu den Menschen, die dort arbeiten. Es ist zwischen uns Mitgliedern der Kantinengruppe und dem Ensemble eine Vertrauensbasis entstanden, die wir uns zu Anfang nicht unbedingt vorstellen konnten. Mit der Zeit kamen dann auch immer mehr Mitarbeiter der back-stage-Bereiche dazu, die das Angebot an Vorstellungs- und großen Proben-Abenden dankend annahmen.
A.Biller
Organisieren des Kantinenbetriebes, mit den abendlich wechselnden „Theaterverrückten“, ohne deren Einsatz das Projekt Kantine zum Scheitern verurteilt wäre, muss ihnen also im Blut liegen. Gehörte das Organisieren auch schon zu Ihren beruflichen Stärken?
Reinhard Lenz
Grundsätzlich ja. Schon im Studium habe ich gerne geplant. Im Beruf musste ich zu Anfang Umzüge planen (Lehre als Speditionskaufmann). Später dann im Beruf nach dem Studium war Planung auch häufig mein Thema. Anfang der 2000-er Jahre habe ich verantwortlich für meinen Arbeitgeber den Umzug von gut 1.500 Mitarbeitern am Standort Bonn zwischen zwei Hauptgebäuden betreut und dafür gesorgt, dass jeder Mitarbeiter mit max. 1,5 Umzügen im Durchschnitt sein endgültiges i.d.R. renoviertes und neu verkabeltes Büro erreichte.
Dorle Miesala
Wer von den Schauspielern und Schauspielerinnen in der Pause von Proben oder Aufführungen in die Kantine kommt, ist gestresst und angespannt. Ist trotzdem ein Plausch hin-und-wieder möglich?
Reinhard Lenz
Ja, mit jedem Ensemble-Mitglied war es bisher möglich, irgendwann auch mal ein mehr oder weniger kurzes oder langes Gespräch zu führen. Sie freuen sich letztlich, dass wir uns um sie kümmern.
Alois Reinhardt trift in der Kantine auf Dorle Miesala
Reinhard Lenz schaut mal kurz in die Maske
Dorle Miesala
Aber mal weg vom Thema Kantine und Theater, das Sie so sehr begeistert. Was tun Sie sonst noch zu Ihrem Vergnügen, wenn Sie nicht Ihres Ehrenamtes walten? Haben Sie ein bestimmtes Lebensmotto?
Reinhard Lenz
Seit der Kindheit begeistere ich mich für das Thema Modelleisenbahn. Seit über 30 Jahren bin ich in diesem Thema auch aktiv beschäftigt, d.h. ich war lange Jahre Vorstandsmitglied im Spur-1-Team-Hagen e.V. In dieser Funktion habe ich auch über 10 Jahre den Messeauftritt des Vereins auf verschiedenen Modellbaumessen (Dortmund, Köln, Sinsheim und München) betreut. Auch letztlich ein Thema des Organisierens. Schauspiel, Oper und Konzert war schon immer ein Anliegen bzw. ein Thema in unserer Beziehung. Wir investieren gemeinsam viel Zeit und Muße in den Besuch von Vorstellungen, ob in Bonn oder auch in anderen Städten (wie z.B. seit vielen Jahren bei den Bad Hersfelder Festspielen, aber auch wenn wir in Berlin sind in den dortigen Theatern).
Dorle Miesala
Wenn ich an Theaterkantinen denke, die ich erleben durfte, fällt mir ein gängiges Bonmot ein: So soll es in Theaterkreisen für die Bewerber die Warnung geben „ Wenn Pforte und Kantine wenig ansprechend sind, lass die Hoffnung fahren, dass es auf der Bühne anders kommen wird“ Es gibt derzeit eine Menge unbeantworteter Fragen zum Theater in unserem Land, das als Weltkulturerbe gilt. Die Frage nach der Rauminszenierung seiner Kantine gehört nicht dazu. Und wenn, nähme die Wertigkeit nach schulmäßiger Benotung eh die schlechteste Stelle ein. Ich denke, Schauspieler und Schauspielerinnen wagen es nicht angesichts elementarer Sorgen um ihre berufliche Zukunft, heute vor allem wegen Corona und anderer Krisen, eine Unzufriedenheit mit der Kantinensituation an Ihren Theatern zu äußern. Uns Theaterbesuchern sollte es wichtig sein, die Kantine als einladenden Ort mit Atmosphäre für das Wohlbefinden der Schauspieltruppe geführt zu wissen. Die Freunde des Schauspiels Bonn leisten einen Beitrag dazu.
Gerda Meyer, im Einsatz fürs Theater und unverzichtbares Mitglied der K-Crew
Dorle Miesala während des Interviews mit Reinhard Lenz
Im Bilde (hier Proben zum Sturm) -die Kantine ist mit der Bühne vernetzt –
Foto Frau Lenz neben ihrem Mann, ohne deren Unterstützung das Kantinenprojekt von Rainhard Lenz sicher nicht umgesetzt worden wäre.
Wir danken Ihnen für das Interview lieber Herr Lenz,
Dorle Miesala Edel Angela Biller
Fotos (A. Biller Nov. 2022 während Proben zum Sturm
Foto Titel, Schauspieldirektor Jens Groß auf Stippvisite in der Kantine