Interview Renata Mussett Malschule Kunstraum 85

Interview mit Renata Mussett Malschule Kunstraum 85

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HR
Seit 5 Jahren leiten Sie die Bad Godesberger “Malschule Kunstraum 85”. Bereits 1998-2015 haben Sie diese Tätigkeit als ausgebildete Kunsterzieherin oder freischaffende Künstlerin in welcher Stadt ausgeübt? Wie kamen Sie auf Bad Godesberg? Sie sind selbstständig tätig und bestreiten alle Kosten von den Unterrichtsgebühren.

RM
Ich habe meine eigene Malschule 17 Jahre lang in der Stadt Wesseling gehabt. Auf Bad Godesberg kam ich durch eine Anzeige auf der Webseite von Kunstraum85, weil ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung war. Ja, ich bin selbstständig tätig, und ich bestreite alle Kosten für die Schule selber.

HR
Insgesamt 67 Kinder aus 15 Nationalitäten im Alter von 4 bis 18 Jahren unterrichten Sie in Ihren Atelierräumen. Die Mädchen überwiegen, aber es kommen derzeit auch 15 Jungen Die Kinder können zunächst in Probestunden den Unterrichtsablauf kennenlernen, bevor sie offiziell am Unterricht teilnehmen. Wie oft kommen die Klassen wöchentlich bei Ihnen zusammen? Wieviele Monate oder Jahre bleiben die Kinder durchschnittlich bei Ihnen?

RM
Die Klassen kommen einmal pro Woche bei mir zusammen. Durchschnittlich kann ich das nicht so sagen, weil es Kinder gibt, die nur sechs Monate,  aber auch welche, die viele Jahre in der Malschule bleiben.

HR
Gemeinsam mit Ihren Schülern legen Sie in Gesprächen die Arbeitsthemen fest, z.B. Stillleben, Landschaft, Architektur oder jahreszeitlich bedingte Themen wie Ostern und Weihnachten.

RM
Genau, ich mache bei den Themen Vorschläge, die sich im Gespräch mit den Kindern weiter entwickeln. Auch die Kinder bringen ihre eigene Ideen ein.

HR
Regelmäßig korrigieren Sie die Arbeiten Ihrer Schüler oder geben sanfte Vorschläge. Besondere Förderung genießen Kinder mit erkennbar herausragenden Begabungen.

RM
Ich versuche, individuelle und altersgerechte Vorschläge bei jedem Kind zu machen. Kinder mit erkennbaren Begabungen bekommen die notwendige Förderung, genauso wie diejenigen Kinder, die an bestimmten Schwächen arbeiten wollen.

HR
Die Kinder kommen überwiegend aus eigenem Antrieb zu Ihnen, also durchaus nicht nur auf Drängen der Eltern. Der Malunterricht ist also so beliebt wie Musikunterricht oder Sport, nur noch nicht so bekannt unter den Jugendlichen. Ihre Hauptwerbung ist demnach die “Mundpropaganda”.

RM
Trotz der Technologie funktioniert die gute alte Mundpropaganda in der Werbung im Falle des Malunterrichts für Kinder und Jugendliche am besten.

HR
Haben Sie bereits Gruppenausstellungen arrangiert oder planen Sie eine solche? Wenn ja, wo und wann?

RM
Über die Jahre habe ich ziemlich viele Gruppenausstellungen für die Kinder organisiert, z. B. in der Städtischen Galerie in Wesseling, im Rathaus in Wesseling, in der Grundschule Alfter, in einer Grundschule in Köln und vor der Pandemie auch in Kunstraum85.
Meine Hoffnung geht dahin, eine Ausstellung in Kunstraum85 noch vor den Herbstferien organisieren zu können.

HR
Welches ist Ihr Lieblingsort in Bad Godesberg?

RM
Da ich nicht selber in Bad Godesberg wohne, bin ich noch dabei, unterschiedliche Teile Godesbergs zu entdecken.
Ich kann aber sagen, dass ich die Spaziergänge durch den Redoutenpark genieße, genauso wie den guten Kaffee beim Cortado, und ich schaue auch gerne in der Parkbuchhandlung vorbei.

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AB
Aus der Schulzeit meines Sohnes konnte ich nachverfolgen, dass der Kunstunterricht während der gesamten Schulzeit im Lehrplan nicht zu kurz kam, später sogar im Leistungskurs wählbar war. Wäre die Malschule sozusagen ein Nachhilfeforum fürs Malen, oder wie ist Ihre persönliche Einordnung?

RM
Die Malschule ist in meinen Augen eine Erweiterung und Unterstützung der Allgemeinbildung im Bereich Kunstunterricht. In der Malschule kann ich individueller Förderung einzelner Kinder durch kleinere Gruppen nachgehen. Die Kinder und Jugendlichen in der Malschule können ihre Fantasie und Ideen entwickeln sowie verschiedene Materialien und Techniken ausprobieren ohne Zeitdruck und Noten. Diese Erfahrungen werden altersgerecht so gestaltet, dass jedes Kind seine Stärken entwickeln kann.

AB
Wie wir ja selber bei unserem persönlichen Eindruck in Ihrer Malschule feststellen konnten, sind die jungen Künstlerrinnen und Künstler mit Eifer und Ernst bei der Sache. Konnten Sie in den vergangenen Jahren schon einmal nachverfolgen, ob das Talent zum Beruf reichte?

RM
In meiner 25-jährigen Praxis gab es natürlich einzelne Personen, die in eine künstlerische Richtung gegangen sind. Es gab auch Schüler, die später Design oder Computergrafik studiert haben. Das Wichtige für mich ist aber, Kinder und Jugendliche zu Kreativität  zu motivieren, die sie später in verschiedenen Lebensbereichen nutzen können.

AB
Traurigerweise wird es viele unentdeckte Talente geben, deren Eltern sich möglicherweise keine zusätzlichen Gebühren für eine Malschule leisten möchten oder können. Wie könnten Sie darüber etwas erfahren, oder vielleicht haben Sie bereits unentgeltliche Angebote für junge Talente, die Sie unterstützen? In wieweit könnten wir dies mit einem kleinem Beitrag fördern?

RM
Zurzeit ist das zwar nicht der Fall, ab Mai werden aber drei Kinder aus der Ukraine Malkurse besuchen, für die ich natürlich keine Kursgebühr verlangen werde. Hier wäre ich für jede Unterstützung, z. B. für Materialkosten, dankbar.

AB
Haben Sie noch die Zeit und Muße, sich mit eigenen Malprojekten zu befassen?  Wie drückt sich Ihr persönlicher Malstil aus? Welches Motiv haben Sie zuletzt gemalt?

RM
Da ich zurzeit in der Woche zehn Gruppen unterrichte (67 Kinder), ist meine eigene künstlerische Tätigkeit leider auf Eis gelegt. Durch die schwierige Situation in der Pandemie kommt bei einzelnen Kindern zusätzliche Arbeit im Sinne von Kunsttherapie hinzu, die eine zeitaufwändige Vorbereitung verlangt. Trotzdem versuche ich, in der wenigen freien Zeit kleine Zeichnungen anzufertigen, die ich in Zukunft hoffentlich in Bildern bearbeiten kann.

AB
Welche Frage würden Sie sich gerne stellen? Bitte um Beantwortung.

RM
Was wünsche ich mir für die Malschule im nächsten Schuljahr?

RM
Ich wünsche mir, dass die Malschule ohne längere Lockdown-Pausen funktioniert und v.a., dass die Kinder ihre Arbeiten in einer Ausstellung präsentieren können, so wie wir es vor der Pandemie auf jährlicher Basis getan haben.

Um die Malschule in Godesberg für weitere Kinder bekannter zu machen, würde ich gerne mehrmals im Jahr ein offenes Atelier veranstalten können.

Interview Dr. Hildegard Reinhardt, Fotos und Anmerkung Angela Biller