Prof. Dr. Kurt Tudyka

Professor Dr. Kurt P. Tudyka im Gespräch

Er ist immer in Bewegung. Manchmal so flink, dass selbst Jüngere ihm kaum folgen können. Im Sommer gern im weißen Leinenanzug mit elegantem Panamahut. Oft auch mit wehendem Mantel, wobei er keinen Sturm braucht, weil er selbst wie ein energischer Wirbelwind daher fegt. Dynamisch ist Professor Tudyka auch im Denken, was mancher zu spüren bekommt, der noch überzeugt werden muss von wichtigen Anliegen. In Bonn kennt man ihn seit bald 15 Jahren vor allem als unermüdlichen Kämpfer für das städtische Schauspiel, und zwar aus guten Gründen mit dem Hauptspielort in den traditionsreichen Kammerspielen (im Herbst 2018 umbenannt in Schauspielhaus) am Theaterplatz in Bad Godesberg. Dass das Haus – und  damit das Schauspiel – nicht den städtischen Sparmaßnahmen zum Opfer fiel, verdankt es maßgeblich der „Gesellschaft der Freunde der Kammerspiele“ e.V., die Tudyka 2006 zusammen mit einigen Mitstreiter/innen gründete und bis 2016 leitete. Geboren wurde der international renommierte Politikwissenschaftler und Friedensforscher 1935 in Oberschlesien. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1992 hatte er den Lehrstuhl für Politikwissenschaft und internationale Beziehungen an der Universität Nijmegen/NL inne. Zahlreiche Gremienmitgliedschaften, Forschungs- und Lehraufträge führten ihn um die halbe Welt. Daneben gehört seit seiner Schulzeit in Erlangen seine große Leidenschaft dem Theater und der zeitgenössischen Musik. Er ist regelmäßiger Besucher vieler internationaler Festspiele und häufig auch unterwegs zu Opern- und Schauspiel-Aufführungen überall zwischen Berlin und Wien. Er engagiert sich im Vorstand der Theatergemeinde Bonn, ist Kuratoriumsvorsitzender der Schauspielfreunde und neuerdings auch Ehrenmitglied im Verein „Bad Godesberger Kultur & Stadt Scene“.

Die Fragen an ihn stellte Elisabeth Einecke-Klövekorn, Mitglied des Kuratoriums.

EEK: Lieber Herr Professor Tudyka, seit wann leben Sie in Bad Godesberg und was hat Sie dazu bewogen zur Wahl dieses Ortes?

KT: Als Ort meiner „Reimmigration“ 1999 wählte ich Bonn-Bad Godesberg wegen seiner (relativen) Nähe zu den Niederlanden, wegen seiner Universität und kulturellen Einrichtungen sowie seiner landschaftlichen Umgebung und schließlich wegen familiärer Bindungen und des Angebots einer Wohnung durch eine Erlanger Schulfreundin in Rüngsdorf.

EEK: Warum engagieren Sie sich so nachdrücklich für diesen Bonner Stadtteil?

KT: Bonn ist eine polyzentrische Stadt. Jeder Bezirk hat mit besonderen Merkmalen sein Eigenleben und bietet zugleich etwas Charakteristisches für die Gesamtstadt. Das macht deren Reiz aus und sollte im Interesse der Bewohner gepflegt und weiter entwickelt werden. In Bad Godesberg gehören im wesentlichen Maße das Städtische Schauspiel, das Kleine Theater, das Kinopolis, die Stadthalle und die Redoute mit ihrer reizvollen Umgebung sowie die Lage am Rhein dazu.

EEK: Sie sind  ein sehr kritischer Beobachter gesellschaftlicher Prozesse. Weshalb investieren Sie so viel Zeit und Energie in die darstellenden Künste?

KT: Die erwogene Verlagerung des Städtischen Schauspiels empfand ich als drohende Katastrophe. Im Übrigen spiegeln viele Inszenierungen des Sprechtheaters gesellschaftliche Situationen wider und geben einen gedanklichen Anstoß zu deren Veränderung zum Besseren.

EEK: Ihre Gattin ist wie Sie eine ständige Theaterbesucherin. Ihre beiden erwachsenen Töchter leben in London und Den Haag. Was sagen sie zu Ihrem Engagement für die Kultur in dem recht überschaubaren Bad Godesberg?

KT: Die Töchter haben mit uns schon in jungen Jahren Theateraufführungen, Museen, Ausstellungen und Festspiele besucht. Sie sind neugierig, wenn wir sie hier bei ihren Besuchen zu Ausstellungen im Haus an der Redoute oder zu Theateraufführungen animieren können.

EEK: Was wünschen Sie sich von dem neuen Verein, der ja neben den diversen bürgerschaftlichen Initiativen noch ein eigenes Profil entwickeln muss?

KT: Der Verein sollte eine Plattform zum Gedankenaustausch für solche Initiativen bieten, um zu gemeinsamen Aktionen anzuregen. Deren Fokus sollte vor allem das Zentrum von Alt-Godesberg sein, um den Theaterplatz, den Moltkeplatz, die Alte Bahnhofstraße und die Koblenzer Straße mehr, besonders abends und sonntags, zu beleben und noch attraktiver zu gestalten. Wünschenswert wären eine stärkere Begrünung, viele festliche Veranstaltungen mit Darbietungen von Musikern, Sängern, Schauspielern, auch unter Einbezug der Schulen, die Vorführung von Filmen, die jährliche Organisation eines zentralen Kulturfestes. Das Ziel: Bad Godesberg zu einem Magnet auch für den Umkreis von Wachtberg bis Remagen machen. Und weil Sie schon den weißen Anzug erwähnt haben: Ideen wie das „Diner en blanc“ mit Dresscode finde ich reizvoll.