Pinot Gallep der Maler vom Valtelina
A. Bi. Menschen die ein besonderes Talent besitzen, wie in Ihrem Fall Bilder zu malen, frage ich gerne und zwangsläufig wann und wie sie bemerkten, dass sie mit einem besonderen Talent ausgezeichnet sind und welche Unterstützung sie unter Umständen dafür bekamen ,ihrer Begabung zu folgen.
P. G. Den größten Teil meiner Kindheit, verbrachte ich in Plittersdorf, in direkter Nachbarschaft zu dem Maler Paul Magar. Ab und zu durfte ich diesen beeindruckenden Künstler in seinem Atelier besuchen. Ich war fasziniert von dieser Atmosphäre, den Gerüchen von Ölfarbe und Malmitteln, den Bildern und Geschichten. Eines Tages erzählte ich meiner Mutter, ich war 7 oder 8 Jahre alt, dass ich Maler werden würde. Meine Mutter fragte mich daraufhin, wovon ich denn leben wollte. 12 Jahre später eröffnete ich meinen Eltern, dass ich mich an der Kunsthochschule angemeldet hätte. Sie waren sehr geschockt! Leider erfuhr ich auch keinerlei Unterstützung, werder finanzieller, noch moralischer Art
A.Bi. Warum Florenz und Köln als Studienort Ihrer Malerausbildung, der Schönheit der Landschaft, der großartigen Kunstwerke und bekannten Vorbilder wegen, wir sind neugierig wie wir uns den Werdegang des Künstlers Pinot Gallep im Zusammenhang mit diesen Studienorten vorstellen können.
P. G. 1977 bestand ich die “Prüfung zum Nachweis besonderer künstlerischen Begabung” (das hieß tatsächlich so!), an der Hochschule für Grafik und Design in Dortmund. Bewarb mich dann aber an der Kunsthochschule Köln bei Professor Sovák und studierte dort “Freie Grafik” und später “Malerei”. Nach meinem Theater-Intermezzo (siehe Frage 3), kündigte ich meine Wohnung, verkaufte “Hab und Gut”, packte meinen alten Käfer voll und reiste nach Florenz. Ich kannte die Stadt von meinen Italien-Reisen und wollte schon immer eine Zeit dort leben.
Ich bewarb mich, als Gaststudent an der “Scuola delle belle arte” und schlug mich als Straßenmaler und Portraitist durch. Nach 4 Monaten zog ich 30 Km südlich nach Greve in Chianti, in ein altes Bauernhaus. 3-4 mal die Woche fuhr ich nach Florenz und verkaufte meine Aquarelle und Tuschezeichnungen an Touristen, eine wunderbare Zeit! Nach 15 Monaten wachte ich dann wieder auf, (leider!) und reiste nach Bonn zurück. Bei meiner Ausstellung im “Spleen”, 1985 lernte ich den Galeristen und Verleger, Jaques Raymond kennen. Dieser protegierte mich sehr und wir arbeiteten viele Jahre zusammen.
1990 fand ich dann ein sehr altes Haus in Umbrien, in der Nähe von Narni. Es zog mich mal wieder nach Italien, und noch heute ist dieser wunderschöne Ort mein Rückzugsort.
A.Bi. Man konnte u.a. nachlesen, dass Sie auch zeitweise künstlerisch als Bühnenmaler tätig waren. Die Größe, die Ausdruckskraft, das Plakative eines Bühnenbildes muss sich doch wesentlich von einem Kunstwerk im Rahmen unterscheiden. Kann man beides ein Bühnenmaler und ein subtiler Maler sein und wie geht das zusammen und warum und wo konnte man ihre Bühnenbilder bestaunen?
P.G. Nein! Ein Bühnenbild muss nicht zwangsläufig plakativ sein, nur weil es viel größer ist als die meisten Ölbilder auf Keilrahmen. Denkt man an die Decken und Wandgemälde in Kirchen und Schlössern, etc. Der Unterschied liegt darin, dass man mit anderen Materialien arbeitet, dass man nach Vorlagen und Modellen des Bühnenbildners malt. Außderdem liegen die Projekte meistens auf dem Boden, sodass man von oben arbeitet.
Zum Theater kam ich in den Semesterferien, als Fahrer des Tournee-Busses des “Kleinen Theater” in Bad Godesberg. Walter Ullrich, der Besitzer des Theaters, suchte Leute für die Landesbühne Rheinland-Pfalz, im Schloss-Theater Neuwied, wo er gerade die Intendanz übernommen hatte. Da er keinerlei Bühnenmaler hatte, ließ ich mich auf das Abenteuer “Theater” ein. Meist malte ich die Bühnenbilder der Weihnachtsmärchen wie “Alice im Wundland”, “Hänsel und Gretel” usw. Später auch für das Musical “Der Mann von La Mancha”. Dieser “Ausflug” endete nach 3 1/2 Jahren. Sehr spannende 3 1/2 Jahre mit einem gesichtertem Einkommen. Oktober 1983 ging ich dann für 15 Monate nach Florenz.
A. Bi. Sie gehören zum “Inventar” des bekannten italienischen Ristorante Valtellina in Bad Godesberg, hier trafen Sie viele Gäste die Sie portraitierten. Die von Ihnen gemalten Portraits Bonner Persönlichkeiten zieren dort die Wände, wie die Bilder großer Künstler des Colombe D´or in St. Paul de Vence. Was lieben Sie an diesem Ort?
P.G. Das Valtellina ist für mich ein Stück Italien. Mit Freunden in großer Runde zusammen sitzen, gut essen, trinken und quatschen. Man lernt Leute kennen und natürlich auch Kunden. Das Valtellina ist darüber hinaus auch so etwas wie mein Wohnzimmer und Galerie. Mit dem Inhaber Sandro, verbindet mich seit 41 Jahren eine Freundschaft. Außerdem sind das Essen und die Weine ausgezeichnet!
A.Bi. Wechseln Sie Ihre Stilrichtungen oder haben Sie ihren Stil unverwechselbar gefunden, welche Vorbilder inspirieren sie, welche Stilrichtungen lehnen sie ab?
P.G. Ich beschäftige mich in meiner Malerei/Grafik hauptsächlich mit Menschen und ihren Geschichten. Nicht mit den historischen Vertretern ihrer Gattung, sondern gebrochenen, gezeichneten Menschen, die in ihrem Schicksalen verstrickt sind (Alter, Einsamkeit, etc,). Menschen deren Gesichter etwas zu erzählen haben und sich dennoch nicht offenbaren. Ich wurde mal als “Anreger und provokanter Entlarver” bezeichnet. Ich glaube das trifft es ganz gut. Alles in allem verfolge ich keine Absicht in meinen Arbeiten, kein System, keine Richtung, keinen Stil. Ich mag das Unbestimmte und lasse mich gerne auch mal von mir und den Möglichkeiten der Malerei überraschen.
Pinot Gallep, ein künstlerisch vielseitiger Anreger und provokanter Entlarver, aber auch ein Schönmacher. Er liebt das Spiel mit den Möglichkeiten der Malerei.“
ARTE ITALIANA
Die Maske wird zum Metapher für das sich niemals offenbarende Ich des Künstlers Pinot Gallep. Der direkte Bezug kann in dieser Eindeutigkeit betrachteter Symbolik zum Klischee geraten, nicht anders als bei einem ebenso deutlich sprechenden Bernhard Heisig etwa.“
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